Stellungnahme zum offenen Brief der Ressortleiter von Karly Zingsheim vom 16.1.2017
Sehr geehrte Mitglieder des IPZV e.V.,
sehr geehrte Mitglieder der angeschlossenen Landesverbände und Ortsvereine,
nach dem so genannten „Offenen Brief“ unserer am 14. Januar 2017 zurückgetretenen Ressortleiter sehe ich mich leider gezwungen, auf diesen Brief zu reagieren und falsche Darstellungen, die in diesem Brief stehen, richtig zu stellen. Ich werde versuchen, dies in möglichst sachlicher Art und Weise zu tun. Daher benötigt meine Darstellung etwas Raum.
Es ist wahr, dass das Verhältnis zwischen FEIF und IPZV spätestens seit Anfang 2016 als nicht besonders gut zu bezeichnen ist. Dies hat im Wesentlichen zwei Gründe:
- Der Prozess zur Vergabe der Weltmeisterschaft 2019 wurde am IPZV vorbei betrieben. Er ermöglichte es uns als Verband damit nicht, fristgerecht weitere Bewerber neben dem jetzigen Ausrichter zu finden.
- Innerhalb der FEIF sind die generellen Wege der Entscheidungsfindung nicht transparent genug.
Sie sind oft nicht wirklich aus den Mitgliedsländern beeinflussbar. Das ist auch bei der Frage der zu zahlenden Beiträge und deren Kopplung an die Stimmrechte in der FEIF- Delegiertenversammlung so.
Der 2. Punkt wurde in der Gemeinsamen Sitzung von Präsidium und Länderrat am 8. und 9. Januar 2016 sehr intensiv diskutiert. Eine Kommission der FEIF, der unser Vizepräsident angehörte, und der FEIF-Vorstand selber hatten Vorschläge zur zukünftigen Gestaltung des FEIF-Beitrags entwickelt.
Alle Vorschläge sahen eine deutliche Erhöhung des deutschen FEIF-Beitrags vor, jedoch nur eine moderate Steigerung der Stimmrechte Deutschlands. Hinzu kam die vergleichsweise sehr gute finanzielle Situation der FEIF.
Von einer deutlichen Mehrheit des Präsidiums und des Länderrats wurden die Vorschläge schließlich abgelehnt.
In dieser Diskussion wurde zusätzlich von unseren Ressortleitern vorgetragen, dass sie nicht in die Diskussionen und die Entscheidungsfindungen der entsprechenden FEIF-Ressorts eingebunden seien.
Sowohl Präsidium als auch Länderrat sahen das als absolut dringend und wichtig an. Den deutschen und allen anderen Ressortleitern der anderen Länder sollte auf jeden Fall die Möglichkeit gegeben werden, an den Sitzungen auf FEIF-Ebene teilzunehmen.
Als Resultat dieser Diskussion nahm ich als Präsident folgende Aufgaben mit nach Haarlem (Niederlande) in die Verhandlungen mit der FEIF am 5. und 6. Februar:
- Verbesserung des Verhältnisses aus deutschen Beitragszahlungen an die FEIF und deutschen Stimmrechten in der FEIF-Delegiertenkonferenz
- Einforderung der Teilnahme der Ressortleiter Deutschlands und der aller anderen Länder an den Ressortsitzungen der FEIF in den regulären sog. Herbstkonferenzen
Im Protokoll der oben beschriebenen Gemeinsamen Sitzung vom 8. und 9. Januar, an der auch unsere bisherigen Ressortleiter teilnahmen, findet sich dazu folgende einstimmige Beschlusslage:
(Das gesamte Protokoll ist auf der IPZV-Homepage zu finden.)
- „Karly Zingsheim berichtet über den wichtigen Antrag an die FEIF, die Ressortleiter der Mitgliedsländer in den zugeordneten Fachgremien fest zu verankern. Dies sei ein Kernstück der Arbeit in und mit der FEIF.“
- „Nach einer kurzen Unterbrechung der Sitzung stellt Karly Zingsheim folgende Punkte im Konsens mit den Sitzungsteilnehmern fest:
- Der IPZV lehnt die Gebührenerhöhungen, die die FEIF plant, in der vorliegenden Form ab.
- Der IPZV wird bei der FEIF-Konferenz in Haarlem (Niederlande) Anfang Februar mitteilen, dass nur noch die Direktmitglieder des Verbandes und die Landesverbände, welche in der IPZV- Satzung als Mitglieder des IPZV verankert sind, an die FEIF zur Berechnung der Mitgliedsbeiträge gemeldet werden. Statt 24.700 Mitglieder seien dies nur ca. 2.400 Mitglieder. Somit werde das Beitragsaufkommen des IPZV bei der FEIF drastisch reduziert.
- Der IPZV werde mit den Präsidiumsmitgliedern darauf hinwirken, dass die Anzahl der WR- Turniere stark reduziert wird.
- Karly Zingsheim will ein Treffen mit dem FEIF-Präsidenten vereinbaren.
Auf der nun folgenden FEIF-Sitzung in Haarlem wurde die von der FEIF entwickelte Gebühren- und Stimmanpassung auch von anderen Ländern abgelehnt:(Protokoll der FEIF-Sitzung vom 5. und 6. Februar 2016 in Haarlem; auf der FEIF-Homepage veröffentlicht)
- „Consequently Germany informed FEIF that they would not accept the proposal. Norway sent in a counter proposal with an even higher increase of payment for Germany, but clearly less financial contributions for the other countries without major changes in the number of votes. After further discussions the Board of FEIF decided to withdraw the proposal from the DA and to move it back to the chairperson meeting for high priority discussion.”
Darüber hinaus wurde bei einem Treffen der Präsidenten aller Mitgliedsländer am 5. Februar 2016 in Haarlem klar, dass andere Mitgliedsländer der FEIF bereits jahrelang nicht ihre vollen Mitgliedszahlen gemeldet hatten: (Protokoll der FEIF-Sitzung vom 5. und 6. Februar 2016)
“Counting of members:
- During the discussion about membership fees it turns out that the countries use different approaches to count their members which they report to FEIF in their questionnaires.
- Most countries have the system that people are members of a local club and then they are reported to the national association.
- Some countries have the possibility of direct members.
Marko informs about similar experiences when he came to the board of FEIF. The board then agreed with the countries to count the “noses” of the members as the correct result. - Iceland: It is possible to be a member in a club without being member of the association.
- Denmark: reported only the members but not the members of the clubs so far. The system has now been changed and DK invoices each member of a club now. It Denmark many people are members in several clubs.
- Austria: it is possible to be a member in a club without being members in the national association.
- Sweden: In Sweden it is impossible to be a member in a club only but not in the association. Every member pays the same amount to the association. There is still the problem that there are many people who have Icelandic horses but are not connected to the association.
- Great Britain: will try to bring leisure riders into the associations as there is the same problem as in Sweden.The system of counting members turned out to be an important issue that requires a system valid for all countries to use the same basis for counting the members reported to FEIF. FEIF will prepare a guideline to count the members in the same way in all countries. Gunnar Sturluson and Marko Mazeland stress that the system should be based on the idea that anyone who uses FEIF services should be counted as member.”
In Sachen Beitragserhöhung wurde beim Präsidententreffen in Haarlem einstimmig beschlossen, dass im Februar 2017 in Helsinki eine 15%ige Erhöhung der FEIF-Beiträge rückwirkend für 2016 und zusätzlich für 2017 beschlossen werden sollte. Eine Änderung der Stimmenverhältnisse wurde nicht beschlossen, eine Richtlinie zur Zählung der Mitglieder in den Mitgliedsorganisationen sollte ja erst entwickelt werden:
(Protokoll der FEIF-Sitzung vom 5. und 6. Februar 2016)
- “Lárus Hannesson, IS, proposes to increase the FEIF membership fees by 15% and to keep the current system of votes and fees. The Board of FEIF will recommend a guideline describing in detail how to count the membership numbers. The board will also check whether there is a need for a provision in the statutes how to do the head count.
- Proposal: FEIF will prepare a proposal for an increase of 15% of the memberships fees to the Delegates‘ Assembly 2017 with retroactive effect and with no changes in the distribution of votes.
- The proposal is accepted unanimously by all participating countries”
In der Sache der Teilnahme der Ressortleiter des IPZV an den Ressortsitzungen der FEIF war ich zumindest teilweise erfolgreich: in den Herbstsitzungen 2016 der FEIF sollten unsere Ressortleiter zum ersten Mal die Möglichkeit haben, „testweise“ an diesen wichtigen Sitzungen teilzunehmen, wenn auch ohne Stimmrecht: (Protokoll der FEIF-Sitzung vom 5. und 6. Februar 2016)
“The board of FEIF decided to invite representatives from the countries/departments to the committee meetings as a test. These participants would come to listen without the right to be involved in discussions except being asked for their contributions and without voting rights. If the system it is decided to keep the system it will require a change in the statutes. Gunnar Sturluson stresses that this would mean an increase of the work load of the department directors will increase enormously in case the system is installed. “Damit lag aus meiner Sicht am Ende der Februar-2016-Konferenz der FEIF kein gemeinsam akzeptierter und angewandter Mechanismus zur Feststellung der Mitgliederzahl der FEIF-Mitgliedsländer vor.
In der gemeinsamen Sitzung von Präsidium und Länderrat vom 8. April 2016 berichtete ich von diesen Entscheidungen der vorangegangenen FEIF-Konferenz. Wieder wurde Deutschlands Verhältnis zur FEIF sehr kritisch diskutiert; die auf der gemeinsamen Sitzung im Januar 2016 getroffenen Entscheidungen wurden auf meine Initiative hin bestätigt:
(Protokoll der gemeinsamen Sitzung von Präsidium und Länderrat am 8. April 2016; zu finden auf der IPZV- Homepage)
- „Präsident Karly Zingsheim berichtet ausführlich zu den FEIF-Sitzungen in Haarlem (Niederlande) im Februar2016undderenBeschlüsse.
DasThemaErhöhungderFEIF-AbgabeinVerbindungmitder Neuregelung der Stimmrechte nimmt wie schon in der Januarsitzung von Präsidium und Länderrat breiten Raum ein. Das FEIF-Board hat einen neuen Vorschlag erarbeitet, der Deutschland nicht mehr Stimmrechte im Verhältnis zur drastischen Abgabenerhöhung gibt. Die Versammlung stimmt dem Vorschlag Karly Zingsheims einstimmig zu, den deutschen Mitgliedsbeitrag an die FEIF auf dem derzeitigen Stand bei 50% einzufrieren.“
Insbesondere sollte mit diesem Schritt sichergestellt werden, dass die Ressortleiter permanent und nicht nur testweise die Möglichkeit bekommen, an den FEIF-Ressortsitzungen teilzunehmen.
Auf Grund der Sommerpause geschah dann erst einmal nichts. In der Präsidiumssitzung vom 7. September 2016 haben wir über unseren Vorschlag zur Neufassung der FEIF-Statuten gesprochen, die wir zunächst als Antrag einbringen wollten. Schließlich stellten wir das zurück, um die Tagungen im Februar 2017 in Helsinki abzuwarten.
Es gab auch keinerlei Informationen von Seiten der FEIF, dass sie ein einheitliches Verfahren zur Bestimmung der Mitgliederzahlen in den einzelnen Mitgliedsländern entwickelt oder gar abgestimmt hatte.
Am 29. September erhielt die Geschäftsstelle des IPZV von der FEIF den jährlichen statistischen Fragebogen, in demunteranderemauchdieMitgliederzahlendesIPZV abgefragtwurden.AufderBasisderBeschlusslageder beiden Gemeinsamen Sitzungen von Präsidium und Länderrat von Januar und April bereitete die Geschäftsstelle wie in den vorangegangenen Jahren auch die Beantwortung des Fragebogens vor.
Dabei wurden nun für die Meldung der Mitgliederzahlen die Direktmitglieder des IPZV sowie die Anzahl unserer Landesverbände herangezogen. Dieses Vorgehen war aus meiner Sicht durch die beschriebene Beschlusslage gedeckt. Auch sagt übrigens die Satzung des IPZV, dass Mitglieder lediglich die Direktmitglieder und die 12 angeschlossenen Landesverbände sind.
In diesem Fragebogen wurde also die Anzahl der Mitglieder des IPZV mit 2512 angegeben. Er wurde von mir freigegeben und von der Geschäftsstelle an die FEIF gemeldet.
Die Zahl von 2512 wurde so gemeldet, obwohl auf dem Fragebogen der Hinweis in rot vermerkt war:
The number of members is constituted by all members either being a direct member or a member at a local riding club. General rule is to count the heads (only once).
Wie bereits oben erwähnt, war diese Definition weder mit den Mitgliedsländern so abgestimmt noch wurde sie durch unsere Satzung gedeckt, noch entsprach sie unserer Beschlusslage. Ferner war aufgrund der Erfahrungen der Vergangenheit unklar, wie die anderen Länder ihre Mitgliedszahlen melden.
Mir war auch klar, dass die Meldung der Zahl 2512 zu einer Kontroverse mit der FEIF führen würde. Ebenso war mir klar, dass diese Zahl von der FEIF sofort hinterfragt werden würde. Jedoch hat genau dieses kontroverse Vorgehen dazu geführt, dass wir immerhin gewisse Teilziele, z.B. die Teilnahme der IPZV-Ressortleiter an den FEIF-Sitzungen 2016, erreicht haben.
Am 21. und 22. Oktober standen in Haarlem die bereits beschriebenen Herbstkonferenzen der FEIF-Ressorts auf dem Programm. An diesen jährlichen Versammlungen der FEIF-Ressorts nahmen nun unsere IPZV-Ressortleiter erstmals teil – wenn auch nur, wie bereits oben gesagt, lediglich testweise.
Ein Fehler, den ich mir vorwerfen lassen kann, ist, dass ich die Ressortleiter, als diese zur Herbstkonferenz fuhren, nicht zusätzlich darüber informiert habe, dass dieser Fragebogen entsprechend der Beschlusslage ausgefüllt und eingereicht wurde.
Das Präsidium des IPZV hat dann im November 2016 aufgrund der Vorwürfe der sechs Ressortleiter einstimmig beschlossen, alle für 2016 geforderten Beiträge an die FEIF pünktlich und auf der Basis von 25000 Mitgliedern zu zahlen und dies auch nicht an Forderungen zu Zählverfahren oder Stimmrechten zu binden.
Die FEIF-Beitragserhöhung um 15% ohne Änderung der Stimmrechtsverhältnisse, beschlossen in Haarlem, steht jetzt auf der Tagesordnung der FEIF-Delegiertenkonferenz am 3. und 4. Februar 2017 in Helsinki. Zusätzlich entnehme ich aber den Tagungsunterlagen für Helsinki einen bisher nicht vorgelegten und auch nicht mit dem IPZV abgestimmten Vorschlag des FEIF-Vorstandes: künftig soll die prozentuale Beitragserhöhung ohne Änderung der Stimmrechte immer an einen Index zum 1. März eines Jahres gekoppelt werden; 2017 soll dies der Verbraucherpreisindex des Statistikbüros der EU (genannt Eurostat mit Sitz in Luxemburg) sein. Dies ist ein klarer Beweis, dass die Diskussionen um Verfahren zur Beitragsberechnung und zur gerechten Zählung der Mitglieder der FEIF-Länder im April 2016 längst nicht abgeschlossen waren und sein konnten. Nun ist abzuwarten, ob der neue Vorschlag der FEIF zu den Beiträgen und dem Index angenommen werden.
Zum Schluss erlauben Sie mir bitte noch ein Wort in eigener Sache:
Führungsstile sind je nach Person unterschiedlich – und mein persönlicher Führungsstil mag nicht für jede Person und nicht für jede Situation passend sein. Wenn meine Kollegen meinen Führungsstil als nicht passend empfunden haben, so möchte ich mich dafür entschuldigen. Ich war bei der Präsidiumssitzung am 23. November 2016 und danach trotz der ultimativen Vorgehensweise unserer Ressortleiter immer zu einer gemeinsame Weiterarbeit mit ihnen bereit und wollte dies auch durch einen professionellen Mediator begleiten zu lassen. Dass die Mediation bis zum 13. Januar 2017, dem Tag vor dem Rücktritt unserer Ressortleiter, nicht realisierbar war, lag an den Urlaubsplanungen meiner Vorstands- und Ressortleiterkollegen und an der mangelnden Verfügbarkeit von professionellen Mediatoren über die Advents- und Weihnachtszeit.
Ich möchte aber betonen, dass ich stets im Sinne und im Auftrag des Verbandes gehandelt habe.
Wenn man über meinen Führungsstil diskutieren möchte, dann bitte ich aber auch zu hinterfragen, ob Ultimaten und Rücktrittsdrohungen ein geeigneter Führungsstil sind.
Herzlichen Dank für Ihre Geduld, meiner Argumentation zu folgen!
Ihr
Karly Zingsheim