Deutsche Jugendmeisterschaft der Islandpferde 2021
Allen Corona- und Herpes-Widrigkeiten zum Trotz: Die DJIM 2021 konnte auch in diesem Jahr stattfinden. Diesmal ging es nach Kaufungen auf das Gestüt Ellenbach, ein bewährter und beliebter Austragungsort für das Fest der Jugend: Große Anlage, tolle Bahnen und zentral in Deutschland gelegen, sodass sich niemand über eine allzu weite Anreise beschweren könnte.
Die meisten Berlin-Brandenburger trudelten am Dienstag ein. Frühangereiste Pferde kamen noch in den Genuss einer hochgewachsenen, saftig grünen Wiese. Leider wurde die pünktlich am Dienstagmorgen noch abgemäht, dafür konnten alle Teilnehmer ihren Pferden zusätzlich zum Heu noch frisch geschnittenes Gras füttern – den Luxus hat man auch nicht auf jedem Turnier.
Dass es in Ellenbach regnet, gehört auch dazu: Besonders die ersten Tage waren sehr nass und schlammig, bevor es zum Wochenende hin besser wurde. Davon hat sich aber niemand die Laune vermiesen lassen, die Kader-Regenjacken haben schließlich gut dichtgehalten. Außerdem mussten wir ja „unsere“ Reiter anfeuern, und wenn man so eine Top-Cheerleaderin wie Mia Maruniak dabei hat, ist das Sport. Und aus Berlin-Brandenburg waren immerhin 13 mit 17 Pferden am Start (eigentlich 18, wenn sich Marthas Stute nicht noch kurz vorher verletzt hätte).
Antonia von Oppen und Rosa vom Hollerbusch hatten ihre Sternstunde im Mitternachtstölt: Als „Aladin und der fliegende Teppich“ tölteten sie zusammen mit über 30 weiteren Pferd-Reiter-Kombinationen durch die Nacht und schafften es ins Tölt-Finale der besten Zehn. Dann gab es noch die Kostümwertung, und die Konkurrenz war groß – so bunt, leuchtend und kreativ waren die Verkleidungen, die hier aufgefahren wurden. Unser fliegender Teppich wurde beim Applaus-O-Meter mit einem sagenhaften zweiten Platz belohnt. Und dass das „Westfalenschwein“ wirklich besser gewesen sein soll, wage ich aus meiner völlig befangenen Perspektive zu bezweifeln.
Clara Ollech machte mit Nils die Passbahn unsicher: Die beiden werden immer schneller, sicherer und strahlen dabei sehr viel Freude – Vorwärtsreiten macht halt einfach Spaß! Als sie sich die F2-Vorentscheidung vom Bahnrand aus anschaute, ärgerte Clara sich doch ein bisschen, dass sie diese Prüfung nicht auch noch genannt hat, bei der Konkurrenz hätte sie sehr gut mithalten können. Sei’s drum, die beiden haben trotzdem gezeigt, dass sie ein gutes Team sind! Außerdem hatte Clara ihr Nachwuchstalent Apríl für die V2 dabei: Der süße Schecke ist erst sechs Jahre alt und hat seine erste DJIM wirklich tapfer gemeistert und bekam dafür 5,67 Punkte in der V2.
Janno Simmchen bestritt mit seinem Andvari ganze sieben Prüfungen: Von V2 über Tölt in Harmony bis Mitternachtstölt war eigentlich alles dabei. Im Viergang schafften die beiden es knapp ins C-Finale und arbeiteten sich dabei grandios auf den zweiten Platz vor (O-Ton Janno: „Lieber zweiter im C-Finale als letzter im B-Finale“), in der Gehorsam B schrammten sie auf Platz sechs ganz knapp an den Schleifen-Rängen vorbei. Den Lohn und Bronze für so viel Vielseitigkeit bekamen die beiden dann endlich in der Viergangkombination. Außerdem waren Janno und Andi in der Rolle seines Lebens als „Lightning McQueen“ (inklusive Frontstrahlern und allem, was sonst noch an ein Auto gehört) im Mitternachtstölt vorne mit dabei: Platz 4 in der Kostümwertung, Platz 5 im Tölt.
Jill Bator und Bergþora stellten sich in V2 und T3 jeweils sehr großen Starterfeldern mit bis zu 70 Mitreitern. Mit zwei sauberen Ritten platzierten sie sich jeweils im Mittelfeld.
Lea Moltmann hatte etwas Pech im Pass: Nachdem der erste Lauf mit Snotur in der Passprüfung noch lag, war es in Durchgang zwei leider etwas viel Galopp. Auch in der F2 hakte es im Pass. Mit einem schönen Ritt in der T4 hatten die beiden dann aber doch noch einen versöhnlichen Turnierabschluss.
Louisa Held ritt auf Gauti ihre erste DJIM mit, trat im KL-Viergang an und galoppierte außerdem sehr tapfer für Berlin-Brandenburg beim Mannschafts-Viergang: Keine leichte Aufgabe, wenn gleichzeitig die ganzen Junioren mit Vollspeed über die Bahn heizen, die Louisa aber sehr souverän gemeistert hat.
Für Luna Wöckel und Tindra war es nicht nur die erste DJIM, sondern das zweite Turnier überhaupt. Im KL-Viergang und in der T7 ritten die beiden ganz munter mit. Das war bestimmt nicht die letzte DJIM für die beiden!
Luisa Weigand hatte ihre treuen Begleiter Kristall und Flosi dabei. Mit Kristall war in der T4 – wie bei vielen Paaren in T2 und T4 auf dieser DJIM – etwas viel Rolle und damit auch der Wurm drin. Dafür konnten die beiden im Mitternachtstölt nochmal leuchten: Auch sie schafften es aus über 30 Startern unter die besten Zehn in der Töltwertung.
Malin Skupch startete mit ihrem erst sechsjährigen Neisti in der V2, der zum ersten Mal DJIM-Luft schnupperte und diese Aufgabe wirklich gut meisterte.
Martha Hasler hatte erst etwas Pech, weil sich ihr zweites Pferd kurz vor Abfahrt Richtung Hessen noch verletzte. Also alle Konzentration auf die Prüfungen mit Jóni und zeigen, dass Berlin-Brandenburg nicht nur auf der Passstrecke schnell kann, sondern auch im Gelände: Nach einem mutigen und gleichzeitig umsichtigen Ritt sind sie die neuen Deutschen Jugendvizemeister im Geländeritt. Und das zwischen zwei Reiterinnen aus Baden-Württemberg, die das entsprechende Trainingsgelände vor der Haustür haben. Steigungen wie im Ellenbacher Wald gibt es in Brandenburg halt nicht, aber Flachland-Tiroler Joni hat sich davon nicht beeindrucken lassen! Außerdem wagten sie sich in ihr erstes Passrennen und hatten immerhin einen gültigen Lauf.
Milla Reinhardt und Vakar hatten auf der DJIM ihre Premiere in den Einzelrittprüfungen: Die T2 war noch etwas verhalten, nachdem die Konkurrenz im Zügelüberstreichen einer nach dem anderen um die Bahn gerollt ist. Im Fünfgangpreis traute sich Milla schon deutlich mehr und ritt eine sehr schöne Prüfung. Die Noten spiegeln das leider nicht ganz wider, weil der erste Passlauf erst ca. 20 Zentimeter hinter der Startmarke saß. Ein Lob für ihr schönes Reiten gab es trotzdem von Futurity Kids-Trainerin Dani Gehmacher und Bundeskader-Trainerin Suzan Beuk.
Rico Wieben war nach kleinen Orientierungsschwierigkeiten („Die Passbahn ist in die andere Richtung!“) Brandenburgs Schleifensammler auf dieser DJIM: Mit seinem schnellen Schecken Djarfur zeigte er erst eine sehr solide Passprüfung (2. Platz und zweimal 7,0 beim Legen), ein rasantes Passrennen (2. Platz, nachdem eine Konkurrentin im vierten Lauf unerwartet seine noch Zeit toppte) und Platz 3 im Speedpass. Ende gut, alles gut dann am Sonntag: In der Passkombination der Jugendklasse gab es für Rico noch einen Platz ganz oben auf dem Treppchen samt Meistertitel mit Scherpe und Decke für’s Pferd. Auch im Fünfgangpreis zeigten Rico und Djarfur in der Vorentscheidung einen schönen Ritt und zogen mit 5,90 auf dem Silberrang ins Finale ein. Das wiederum scheiterte dann ausgerechnet am Pass, wobei Djarfur im Prinzip drei schöne Läufe zeigte –zweimal aber erst knapp hinter dem berüchtigten Blumentopf. Wie sinnvoll diese Regel ist, so einen Lauf genauso wie einen Lauf, in dem das Pferd komplett durchgaloppiert, mit 0 Punkten zu bewerten, wird im IPZV zum Glück gerade diskutiert.
Victoria Bönström und Grámann zogen ins A-Finale der Junioren-F2 ein und mussten sich dort unter anderen gegen einen ehemaligen Zucht-Weltmeister „vom Lipperthof“ antreten. Vici ließ sich davon nicht schocken: Souveränes und harmonisches Reiten wurden hier mit dem vierten Platz belohnt. Auch in allen anderen Prüfungen kam sie eine Runde weiter: In der T4 mit Grámann sowie in V1 und T2 mit Mökkur durfte sie im B-Finale nochmal ran. In so vielen Prüfungen vorne mitzureiten, das muss man auch erstmal schaffen.
Was waren sonst die Momente der DJIM? Nach dem Regen vom Anfang mussten die ersten im Schlamm steckenden Autos angeschoben werden, da packen die Brandenburgerinnen natürlich mit an und helfen! Die Musikauswahl am Bahnrand war zwischendurch einigermaßen fragwürdig: Eine Gruppe in der Jugend-V2 war bestimmt hocherfreut, zu „Schnappi das Krokodil“ reiten zu dürfen. Auch Weihnachtslieder fanden sich ab und zu auf der Playlist wieder. Immerhin waren die Teilnehmer der Einzelritte kreativ bei ihrer Musikauswahl.
Sehr rührend war dafür der T2-Auftritt von Linda Jankowski und Úlfur frá Malou: Linda hatte sich nach einer Operation am offenen Herzen wieder so weit erholt, dass sie mit ihrem Úlfur frá Malou tatsächlich starten konnte. Mit Schutzweste zwar, aber allein ihre Musikauswahl – „Kämpferherz“ – sagte mehr als genug und ließ sicherlich einigen Zuschauern Tränen in die Augen steigen.
Beim Mitternachtstölt gab es dann noch einen waschechten Heiratsantrag: Sprecher Calvin Hogh hielt um die Hand seiner Freundin Lea Gerbershagen an, Lea sagte „Ja“, es gab tosenden Jubel vom Bahnrand – Alles Gute an dieser Stelle den frisch Verlobten!
Während der Schlussfeier wurde es noch einmal emotional, denn IPZV-Urgestein Maria-Magdalena Siepe-Gunkel wurde mit der Ehrennadel in Gold mit Brillanten ausgezeichnet für ihre Verdienste um die Islandpferdezucht und ihr jahrzehntelanges Engagement auf nationaler und internationaler Ebene. Maria musste ihr Amt als IPZV-Zuchtleiterin vor wenigen Wochen aus gesundheitlichen Gründen abgeben. Ihr Lebenswerk, die Zucht „vom Habichtswald“, konnte sie noch einmal bewundern, als Elisa Graf mit Óskasteinn vom Habichtswald um die Bahn töltete – und speziell beim Landesverband Hessen flossen währenddessen einige Tränen.
Stichwort Gesundheit: Von allen Seiten wurde fleißig Werbung gemacht für die DKMS-Registrierungsaktion unter dem Motto „Tölten gegen Blutkrebs“. Der IPZV hat immerhin 26.000 Mitglieder, von denen mit Sicherheit noch nicht alle registriert sind, dachte sich unsere Jugendwartin Nele Ungemach. Womit wir bei der Dankesrunde wäre: Danke, liebe Nele, für die Organisation von Mannschafts-Shirts, Bierzeltgarnituren, dafür, dass immer möglichst alle Berliner und Brandenburgerinnen zum Anfeuern am Bahnrand standen, wenn jemand aus dem Team ritt, für das immer offene Ohr für alle Sorgen, Nöte und Ängste. Danke an Lena Zambetti für die Unterstützung als Kadertrainerin beim Abreiten. Danke an das Gestüt Ellenbach, dass diese DJIM unter den nach wie vor schwierigen Bedingungen stattfinden konnte. Und last but not least: Danke an alle Eltern, die diesen Wahnsinn schon seit vielen Jahren mitmachen oder sich nach der Premiere nicht haben abschrecken lassen. Wir sehen uns beim nächsten Fest der Jugend!
und wir vom Landesverband danken Sophie Schade sehr für ihre tolle Berichterstattung!